Ausstellungen
Anna Fiegen
"unbewegt"
Meist steht ein einzelnes Gebäude oder Gebäudekomplex im Mittelpunkt der Ölgemälde von Anna Fiegen. Erratisch und gleichzeitig auf das Wesentliche reduziert, ragen die Häuser einsam in der Landschaft oder im leeren Straßenraum empor und wergen ihre dunklen Schatten. Aus der urbanen Betriebsamkeit herausgelöst, wirkt die Architektur geheimnisvoll und seltsam verlassen. Das Fehlen von Personen und Alltagsdetails verstärkt diese Wirkung und lässt zusammen mit den harten Schlagschatten und der sichtbaren Begrenzung des Bildausschnittes eher an eine Filmkulisse denken, die auf eine neue Inszenierung wartet.
Die malerische Behandlung bleibt trotz räumlicher Darstellung sichtbar, teils als Verlaufsspuren von Farbe, teils aufgrund des Pinselduktus. Die einzelnen farbigen Flächen setzen sich zu einem Gebäude, einer Bodenfläche und dem Himmel zusammen, ohne auf die jeweilige Materialität einzugehen. Vielmehr erzeugen die Farbverläufe und Lichtstimmungen eine besondere Atmosphäre im Bild, die sich von der Realität abhebt und ins Surreale wendet. Stille breitet sich im Bild aus, als wäre die Hektik des Alltags zu einer Reglosigkeit geronnen, deren Dauer und Ursache ungewiss bleiben.
Anna Fiegen hat Freie Kunst an der Kunstakademie Münster studiert. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Finissage mit Künstlergespräch: Sonntag, 9. November 2025, 16.00 Uhr
Dauer der Ausstellung: bis 9. November 2025
Vorschau
Emese Kazár
Seid fruchtbar und mehret euch
Die Künstlerin beschäftigt sich mit der Bedeutung von Kleidung und Posen anhand von historischen Gemälden, denn die Portraitmalerei macht Veränderungen wie Kontinuitäten bei Schönheitsidealen und Rollenzuschreibungen sichtbar. Ihre aktuellen Ölgemälde nehmen dabei Bezug auf die Portraits der spanischen Königsfamilie von Diego Velázquez, die sie unter Wahrung einer stilistischen Nähe verändert und vereinfacht. Die subtile Verschiebung innerhalb des Motivs negiert nicht die Zeitumstände, unter denen die historischen Gemälde entstanden, lässt aber für die heutige Rezeption neue Aspekte in den Vordergrund treten.
Den kostbar gekleideten Frauen der Adelshäuser oblag die Aufgabe, Nachkommen zu gebären und so den Erhalt der Dynastie zu gewährleisten, ohne das viel Rücksicht auf ihre Wünsche und Bedürfnisse genommen wurde. Emese Kazár macht mit ihren Gemälden die Schutzlosigkeit der Frauen sichtbar, die sowohl in ihren Kleidern als auch in einem strengen Hofzeremonielle eingeschnürt waren. In diesem Kontext ist die Darstellung des Menschen für die Künstlerin ebenso von Interesse wie die der Textilien, die ihre eignen Geschichte erzählen. Daher nimmt sie die Seidenraupe des Maulbeerspinners, die den Rohstoff für die prächtige Seidenkleidung liefert, in den verschiedenen Entwicklungsstadien in ihre Portraitgalerie auf.
Emese Kazár, die in Bremen lebt und arbeitet, kratzt mit ihren Werken an der Oberfläche der Schönheitsideal wie der Rollenstereotypen und ermöglicht einen Blick in tiefere Schichten, hinter den seidigen Glanz einer fadenscheinigen Inszenierung.
Eröffnung: Freitag, 14. November 2025, 19.00 Uhr
Dauer der Ausstellung: bis 25. Januar 2026