Ausstellungen
Emese Kazár
Verpuppung
Die Künstlerin beschäftigt sich mit der Bedeutung von Kleidung und Posen anhand von historischen Gemälden, denn die Portraitmalerei macht Veränderungen wie Kontinuitäten bei Schönheitsidealen und Rollenzuschreibungen sichtbar. Ihre aktuellen Ölgemälde nehmen dabei Bezug auf die Portraits der spanischen Königsfamilie von Diego Velázquez, die sie unter Wahrung einer stilistischen Nähe verändert und vereinfacht. Die subtile Verschiebung innerhalb des Motivs negiert nicht die Zeitumstände, unter denen die historischen Gemälde entstanden, lässt aber für die heutige Rezeption neue Aspekte in den Vordergrund treten.
Den kostbar gekleideten Frauen der Adelshäuser oblag die Aufgabe, Nachkommen zu gebären und so den Erhalt der Dynastie zu gewährleisten, ohne das viel Rücksicht auf ihre Wünsche und Bedürfnisse genommen wurde. Emese Kazár macht mit ihren Gemälden die Schutzlosigkeit der Frauen sichtbar, die sowohl in ihren Kleidern als auch in einem strengen Hofzeremonielle eingeschnürt waren. In diesem Kontext ist die Darstellung des Menschen für die Künstlerin ebenso von Interesse wie die der Textilien, die ihre eignen Geschichte erzählen. Daher nimmt sie die Seidenraupe des Maulbeerspinners, die den Rohstoff für die prächtige Seidenkleidung liefert, in den verschiedenen Entwicklungsstadien in ihre Portraitgalerie auf.
Emese Kazár, die in Bremen lebt und arbeitet, kratzt mit ihren Werken an der Oberfläche der Schönheitsideal wie der Rollenstereotypen und ermöglicht einen Blick in tiefere Schichten, hinter den seidigen Glanz einer fadenscheinigen Inszenierung.
Eröffnung: Freitag, 14. November 2025, 19.00 Uhr
Dauer der Ausstellung: bis 25. Januar 2026
Vorschau
Andrej Wilhelms - Zu schön zum Bleiben
Der Künstler hat sich in Ölgemälden und Holzreliefs intensiv mit dem Verhältnis von Bildillusion zu konkreter Form und Materialität auseinandergesetzt. Seine Arbeiten bewegen sich an der Schwelle zur Halbgegenständlichkeit und lassen surrealistische Bezüge zu. Dabei und gerade deshalb zelebriert er das Prozesshafte der Gegenständlichkeit zu seiner Arbeit.
In seinen aktuellen Werken treffen Malerei und Haptik, Fläche und Struktur aufeinander, da Andrej Wilhelms die Technik der Batik auf Textilien nutzt. Auf den Stoffen, die ihre eigene Struktur und Farbigkeit mitbringen, wird mit flüssigem Wachs gemalt und anschließend der Stoff in ein Farbbad gelegt. Nach dem Auswaschen der Restfarbe und dem Entfernen des Wachses erscheint das Motiv auf dem Stoffgrund. Der Bildraum wird zum Teil noch erweitert, indem Stoffe mit einer anderen Textur und Farbe an das Bild angefügt werden.
Motivisch lassen sich Bezüge zur Natur, aber auch abstrakte Formen erkennen, die vom Gestus zwischen Malerei und Zeichnung stehen. Die Formen besitzen Plastizität und scheinen im Bildraum zu schweben. Während dieser zum Teil nach allen Seiten offen ist, gibt es bei anderen Arbeiten einen gedruckten Rahmen, für den traditionelle Stempel aus der indonesischen Textildruckerei verwendet werden. Die seit 2024 eingesetzte Technik der Batik auf Textilien löst die traditionelle Bindung der Ölfarbe auf Leinwand zugunsten einer im Stoff integrierten zeichnerischen Formgebung ab und führt zu einem erweiterten Bildeindruck.
Der aus Hannover stammende Andrej Wilhelms hat in Weimar und an der Kunstakademie Münster studiert und als Meisterschüler von Professor Cornelius Völker abgeschossen. 2016 erhielt er den Förderpreis „Die Große Kunstausstellung NRW“ in Düsseldorf.
Eröffnung: Freitag, 30. Januar 2026, 19.00 Uhr
Dauer der Ausstellung: bis 19. April 2026
